Amazon Marketplace

Ein Zitat aus dem Forum von Amazon:

Amazon Firmensprecherin Christine Höger sagte Golem.de: „Amazon.de ist eine Website für Verbraucher, also Personen, die haushaltsübliche Mengen bestellen. Dies kommunizieren wir in unseren allgemeinen Geschäftsbedingungen sowie auf unseren Hilfeseiten.“

Zum Hintergrund: Es ging um fehlende Rechnungen. Viele gewerbliche Einkäufer (also nicht einmal Händler), müssen elendig aufwändig und teils erfolglos den Rechnungen aus dem Amazon Marketplace hinterher laufen. Amazon zieht das Geld ein und hält sich aus allem weiteren raus.

Also zurück zum Zitat. Amazon verkauft nur an Verbraucher. Wenn das eine Argumentation sein soll, dann heißt das in der Folge: Weil Amazon nur mit Verbrauchern handelt ist das belieferte Unternehmen kein Unternehmen mehr sondern ein Verbraucher.

…ich denke mal, so weit reichen die Befugnis von AGBs auch nicht.

Andererseits: Amazon müsste dann ja sämtliche GmbHs, GbRs und so weiter einfach nur aus der Kundendatenbank entfernen. Wollen die das vielleicht gar nicht?
Die wissen, was ich in den letzten 5 Jahren gekauft haben und meinen ich kaufe als Verbraucher ein, wo auf der Rechnungs-Anschrift ein ‚GmbH‘ steht? Hmm.

Es gibt unter ‚meine Bestellungen‘ mittlerweile ziemlich offensichtlich die Funktion für die Rechnungsanforderung (Artikel -> Rechnung -> Rechnung anfordern). Nur funktionieren diese Funktion nicht zuverlässig bei Marketplace-Bestellungen.
Meiner Meinung nach ist das Thema ganz offensichtlich bei Amazon bekannt, sonst gäbe es die Funktion nicht.

In meinen Augen gehört zum Kontext auch, dass Amazon die Einzüge der Geldbeträge abwickelt. Üblicherweise ist es ja im Business so, dass Geld gegen Beleg getauscht wird. Ohne Beleg kein Geld.

Ich hatte gerade einen Chat zu dem Thema mit einem Amazon-Mitarbeiter.
Die Person hat mir empfohlen die Ware zurück zu senden, weil die benötigte Rechnung fehlt. Hmpf.
Interessant wurde es, als ich anbot, die Abbuchung zu stornieren. Interessant wie schnell die Dame dort viele, viele Zeilen Text in den Chat einfügen konnte. Darin dann auch:

  1. Ankündigung eines unausweichlichen Mahnverfahrens
  2. die Abbuchung durch Amazon wird zum Schutz der Kontoverbindungsdaten gemacht
  3. Amazon ist für Belege nicht zuständig und handelt nur im Auftrag des Händlers

Meine Meinung:

  1. das Mahnverfahren halte ich für eine Drohung – die Erfahrung zeigt, dass Amazon das auch ohne hin bekommt
  2. geschützt fühle ich mich so nun wirklich nicht – Datenschutz ist hier ein Euphemismus
  3. wenn die im Auftrag des Händlers handeln, dann sollte sich Amazon am Händler schadlos halten, das ist in anderen Branchen bei Abrechnungskassen auch so

Mein Fazit:

  • konkret im aktuellen Fall: mal schauen, ob wir mir einem Eigenbeleg das Finanzamt auch zufrieden stellen können; im Zweifel sende ich die Ware tatsächlich zurück
  • Amazon ist bei uns in den letzten Jahren immer seltener gewerblich genutzt worden – dieser Trend wird sich fortsetzen; Ziel ist es nur noch verlässliche Lieferanten zu haben. Amazon scheidet da aus und der Marketplace ist in dieser Beziehung eine Katastrophe.

Amazon zu nutzen ist meistens sehr bequem. Aber die paar Ereignisse, bei denen sie wirklich patzen und alles abbügeln, macht das Ganze in meinen Augen völlig unattraktiv, teuer, einen Zeitfresser.

Es gäbe ja Optionen:

  • Gewerblichen Kunden werden kathegorisch bei Amazon ausgefiltert. No Deal.
  • Einführen von Zahlungsabwicklung erst nach Rechnung: Amazon wickelt Zahlungen erst bei Rechnungseingang bei Amazon ab, so dass sich der Kunde später seine Rechnung zumindest selbst runterladen kann.
  • Eine Checkbox für Rechnung benötigt im Kundenprofil und alle Händler, die in ihrem Profil nicht Rechnung elektronisch nach Bestellung verfügbar angeklickt haben, werden nicht mehr in der Suche präsentiert.
  • Hey @Amazon: Wenn ihr wissen wollt, wie das geht – ich kenne da eine smarte kleine IT-Company, die euch helfen kann 😉

OK. Was ist also die Erkenntnis? Ich denke:
Zu einer guten Geschäftsbeziehung gehört auch, dass ich ein offenes Auge für die Anliegen meiner Kunden habe. Insbesondere, wenn die Kunden ihre Anliegen, wie im vorliegenden Fall, seit Jahren melden. Was diese Dinge angeht, bleibe ich dabei, dass wir uns bei der OKIT, wenn möglich, immer gern nach den artikulierten Wünschen des Kunden richten.

Alles wird Smarter. Vielleicht wird ja auch irgendwann einmal das Verhältnis zwischen dem kleinen Kunden und dem großen Konzern smart? Das fände ich spannend und dazu würde ich gern etwas beitragen.

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