Automatisierung ist nicht smart!

Am Wochende war ich in Rotterdam: Das Hotel, citizenM ist wirklich eine Empfehlung! Innovativ und jung gibt es sich. Eine riesige Lobby mit jeder Menge Wohlfühlmöbel. Selbst einchecken, selbst auschecken, freundliche Mitarbeiter nehmen die Gäste bei der Hand. Ein paar kleine Kindekrankheiten der Counter-Software schleifen sich bestimmt auch noch raus: Menschen mit Umlauten im Namen haben keine Chance  einzuchecken; eine Fehlermeldung die Umlaute als Problem identifiziert gibt es bislang zudem noch nicht.
Wirklich gut gefallen hat mir auch das Zimmer. Ein Bett auf Hüfthöhe direkt am riesigen Fenster, so dass man im Bett liegend einen ungestörten Blick nach draußen hat. Ein Traum.
Auf dem Nachtisch steht ein Samsung-Tablet, mit dem sich der Raum steuern lässt: ambientes, farbiges Licht in der Dusche, Raumtemperatur und -belüftung, Musikprogramme, Radio, Fernsehen, Verdunklung und gardinenartiges Rollo. Zwar gibt es für vieles auch konventionelle Schalter in der Wand – aber die Steuerung über ein Tablet ist schon wirklich ganz großes Kino.
Und da schwant mir, was aktuell unter Hausautomatisierung firmiert: Nur noch eine einzige Fernbedienung für alles und vielleicht ein bischen mehr Nippes als ohnehin schon.
Jetzt mal ehrlich: Ein smartes Home ist das doch nicht wirklich. Automatisierung ist nur ein erster Schritt. Aber spannend wird es, wenn die Warmwasser-Umwälzpumpe erst dann heißes Wasser aus dem Keller holt, wenn ich ins Bad gehe (Energie sparen); oder wenn die Beleuchtung nur dann angeht wenn ich einen Raum betrete (Energie sparen) – und nachts bitte nicht in Flutlicht-Qualität, sondern auf verschlafenes Orientierungsniveau gedimmt (für den Komfort). Vielleicht einen elektronischen Familien-Kalender an der Wand, der Parties und Urlaube mit der Zentralheizung und meiner Vorratskammer abstimmt und den Kühlschrank auf Vacation-Mode stellen kann und während meiner Abwesenheit vielleicht auch noch den Herd stromlos schaltet. Und am Sonntagsmorgen wird der Ofen schonmal für die Brötchen und der Kaffevollautimat für den Kaffee angewärmt, wenn die Augen langsam auf gehen. Smart ist eben nicht nur Schalten; smart ist Mitdenken.

Kollege Eller hat es in seinem Blog treffend beschrieben: Es ist völlig nutzlos zig Datenpunkte in grandioser zeitlicher Auflösung über irrwitzige Wege in eine grandios riesig sinnlose Datenbank zu schreiben. Erst eine pfiffige Auswertung von erfassten Daten ermöglicht eine smarte Applikation. Und ganz nebenbei können dann auch alle nicht mehr benötigten Daten entspannt gelöscht werden.